Pfarrkirche zum hl. Vitus in Morzg
Geschichte:
Morzg ist uralter Siedlungsboden. Der keltische Ortsnamen leitet sich vermutlich von einem Gutsherren („Besitz eines Marcius“) her. Auf der Schotterterrasse, die sich etwa sechs Meter über dem Talboden erhebt, finden sich im Schutze des Goiserbergls (Morzger Hügel) seit der frühen Bronzezeit Siedlungsspuren. Die reichen Funde verbrannter Tierknochen und tausende von Gefäßscherben lassen auf einen lange benutzten Opferplatz schließen. Das einzige bisher aufgedeckte Gräberfeld der Urnenfelderkultur in Salzburg befand sich am Nordrand dieser Siedlung. Auch der an der Südseite des Langhauses eingemauerte römische Grabaltar (2./3. Jahrhundert n. Chr.) sowie die im Jahr 2000 neben dem Friedhof ergrabene Badeanlage einer römischen Villa weisen auf eine durchgehende Besiedlung.
Morzg tritt in das helle Licht der Geschichte als Theodebert, der Sohn des
agilolfingischen Herzogs Theodo, um 720 dem Kloster Nonnberg einen
römischen Gutshof (villa) in Marciago schenkt. Es handelt sich um unser Morzg. Noch einmal wird Morzg genannt, als Erzbischof Odalbert 930 in einem Tausch mit dem edlen Rahvuin auch ein Gut „ad Morzagam“ einbezieht.
Die Kirche kommt zum ersten Mal in einer Urkunde – die allerdings gefälscht ist – vor, als 1139 Bischof Roman von Gurk auf Bitten der Äbtissin Wiradis II. von Nonnberg die Kirche in Morzg weiht. Zweifelsfrei handelt es sich hier um die Weihe nach einer Kirchenerweiterung.
Mangels aller anderen Urkunden und auch einer noch ausstehenden Bodengrabung
muss man zur Datierung der Kirche ihren Patron heranziehen.
Der hl. Vitus (Fest am 15. Juni) hat hier im altbayerischen Raum eine sehr frühe Verehrung. Von dem Kloster St. Denis (bei Paris), in welchem die Reliquien dieses jugendlichen Heiligen, der im frühen 4. Jahrhundert in Sizilien gemartert wurde, ruhten, strahlte seine Verehrung auch in das ostfränkische Reich. Schon bevor 836 seine Reliquien nach Corvey an der Weser übertragen wurden, gab es hier Vituskirchen. Erst in der Folge erkor ihn das sächsische Herrscherhaus zu seinem Patron, und dann stieg er zu einem der fünf Reichspatrone auf. Es fügt sich somit dieses Patrozinium gut in die romanische Siedlungslandschaft südlich von Salzburg: 790 ist die dem hl. Dionysius geweihte Kirche in Vigaun erwähnt; die im selben
Heiltumsschatz von St. Denis ruhenden Veitsreliqien wurden in Morzg zum Patron erwählt. Auch die Lage der Kirche unmittelbar an der abfallenden Geländestufe spricht sehr deutlich für ihre Errichtung im 9. Jahrhundert.
Kirchenrechtlich blieb die Vituskirche von Morzg von 1139 bis 1699 als Kuratfiliale der Dompfarre zugeordnet. Mit der Errichtung der Kuratie Nonntal (1699) wurde Morzg dorthin zuständig. Erst am 1. Dezember 1911 wurde Morzg zur Pfarrei erhoben und gehört heute zum Dekanat Stadt-Salzburg bzw. ist seit 2019 im Pfarrverband Salzburg-Mitte integriert.
Baugeschichte:
Nachdem das Kloster Nonnberg auf den Zehent von Morzg verzichtet hatte, schenkt Erzbischof Konrad I. 1139 die Stadtpfarre (zu der auch Morzg gehörte) dem Domkapitel. Vermutlich hat die Kirche damals nur ein kurzes Schiff mit einem seichten Altarraum gehabt. Der zur Hälfte in die Westmauer der Kirche eingebundene mittelständige Turm stammt aus dieser Zeit. Die an der Südseite des Turmes angebrachte Bauinschrift gibt Kunde davon, dass von 1515 bis 1520 der Turm neu gebaut wurde. Die beiden Domherren, die zugleich Stadtpfarrer von Salzburg waren, Bartlmä von Plankenfels († 1517) und Caspar von Riesenbach († 1545) nennen sich dort als Bauherren. Der barocke Zwiebelhelm mit dem hoch sitzenden Uhrblatt wurde 1754 aufgesetzt. Der Turm misst heute 20,50 m.
Das Gotteshaus, so wie es sich heute darstellt, ist im Wesentlichen ein Neubau. Er wurde um 1680 begonnen. Von dem alten gotischen Kirchlein blieb nur der Turm bestehen. Die drei Langhausjoche ruhen auf vier unverputzten Konglomeratsäulen, in deren Flucht sich das zweijochige, in einen 3/8-Schluss mündende Presbyterium fortsetzt. Im Hauptschiff ist das Gewölbe von Gurtbögen jochweise unterteilt. Zwischen dem Langschiff und der Apsis liegt noch ein Halbjoch. Die Stichkappen sind so angeordnet, dass im Gewölbescheitel noch Stukkaturen Platz finden.
Die etwas niederen Seitenschiffe (sie geben der Kirche deshalb den Charakter
einer Staffelkirche) sind in unregelmäßigen Kreuzgratgewölben aufgelöst. Der sparsame Stuck gliedert die Decke und zeigt große Ähnlichkeit mit jenem in der alten Hofbibliothek des Neugebäudes. Dasselbe gilt auch von den Fensterlaibungen. Die Jahreszahl 1683 im Chorbogen meint wohl den Abschluss des Baues.
Fragt man nach dem Meister dieses einheitlich eleganten Raumes, so kommt um 1680 in Salzburg wohl nur der Hofarchitekt Giovanni Antonio Dario in Betracht. Dieser hatte 1674 die Wallfahrtskirche Maria Plain fertiggestellt. Der Bau zeigt in der Grundstruktur sehr große Ähnlichkeit mit der Kirche von Morzg. Es handelt sich also bei der Pfarrkirche von Morzg um einen kompletten barocken Neubau. Den Abschluss dieser Neubauarbeiten markiert sicher die feierliche Kirchweihe, die am 24. Mai 1699 Sigmund Christoph Graf von Castelbarco, der Bischof von Chiemsee, vornahm.